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Schottische Malt-Destillerie, die zu den wenigen in den Western Highlands zählt und zu den ganz seltenen, die im Zentrum einer Stadt liegen. Bei ihr erklärt sich das wahrscheinlich dadurch, daß es sie eher gab als das umtriebige Hafenstädtchen an der Westküste, das um sie herum gewachsen ist. Die treibende Kraft war die Familie Stevenson, die die Destillerie 1793 gründete Oban ist somit eine der ältesten kontinuierlich produzierenden Brennereien des Landes, obwohl natürlich auch sie immer wieder geschlossen war, etwa im frühen 19. Jahrhundert, in den dreißiger und dann wieder in den sechziger Jahren. Sie ist auch eine der kleinsten; die Zahl ihrer zwei stills wurde nie erhöht, vermutlich aus Platzgründen. Denn Platz ist rar, das Wasser muß aus Loch Gleann à Bhearraidh weit herangeholt werden, nicht die ganze Produktion findet in den eigenen warehouses Platz und die Brennerei schmiegt sich mit ihren alten Steingebäuden zwischen die das Hafenbecken umrundende Hauptstraße und steile Felsklippen. In ihren Höhlen, direkt hinter der Brennerei, wurden die sterblichen Überreste von sechs Erwachsenen und vier Kindern gefunden, die mehr als 5000 Jahre alt sind. Es könnte gut sein, daß nicht nur Dichtung ist, was auf dem Label ihres Single Malt behauptet wird: daß die ersten Siedler in Schottland in den Höhlen an der »Kleinen Bucht« (das bedeutet Oban) hinter der heutigen Brennerei Schutz gesucht haben und daß auch die aus Irland kommenden Scoti von dort aus das Festland besiedelt haben. Über Oban kann man nicht schreiben, ohne eine andere Merkwürdigkeit zu erwähnen. Die dem römischen Colosseo nachgebaute Steinkrone über der Destillerie und ihr markanter Schornstein, McCraig’s Tower genannt, sind gewiß eine Verrücktheit, aber eine, die sehr ehrenwerte Gründe hat: der Erbauer schaffte Arbeit für arbeitslose Maurer. Oban wurde 1923 von John Dewar & Sons übernommen und wenig später dem Imperium der DCL eingegliedert, die die Lizenz auf ihre Tochterfirma John Hopkins & Co. übertrugen. Schon sie brachten einen Single Malt, mit 12 Jahren und in einer Art Parfümflasche, in Eigentümer-Abfüllung heraus. Sie halten heute noch die Lizenz, sind mittlerweile aber eine Tochter von Diageo, die den Oban in die Reihe ihrer »Classic Malts of Scotland« aufnahmen, mit 14 Jahren. Die zwei Jahre mehr sind dem runden, intensiven, eine eindeutige Nähe ebenso wie eine klare Ferne zu den Inseln aufweisenden Whisky gut bekommen. Im Dezember 1997 bekam er in der neuen Reihe »The Distillers Edition« in einer limitierten Abfüllung einen Malt von 1980 an die Seite gestellt, der in einem Montillo Fino-Sherryfaß eine zweite Reifung, also ein zusätzliches finishing bekommen hatte; die beiden nächsten »Editionen« waren von 1985.